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Akupunktur
ist ein Kunstwort für die aus China stammende Behandlung durch
Einstechen (lat.: punctura) spitzer (lat.: acus) Nadeln unter die
Haut.
Im Chinesischen bezeichnet man diese Methode als "Stechen und
Brennen", was darauf hindeutet, daß neben den Nadeln
auch die Wärme brennenden Beifußkrauts zu Therapiezwecken
verwendet wird. Darüber hinaus kommen auch verschiedene Methoden
der Hautreizung, z.B. mit Schröpfgläsern oder Nadelhämmerchen,
zum Einsatz. In neuester Zeit ist auch das Laserlicht als wirksame
und vor allen Dingen schmerz- und verletzungsfreie Methode zur Beeinflussung
von Akupunkturpunkten dazugekommen. Es wird vor allem bei der Behandlung
von Kindern eingesetzt.
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Die Wirkorte
dieser Methode im Sinne der Traditionellen Chinesischen Medizin
(TCM) sind bestimmte, genau definierte Punkte im Bereich der Körperoberfläche
, die im Chinesischen als "Löcher" bezeichnet werden.
Ihre Beeinflussung soll den Fluß feinstofflicher Wirkkräfte
und Einflüsse, des sogenannten Qi, entlang bestimmter Leitbahnen
unter der Haut bzw. in der Muskulatur regulieren. In den ältesten,
ca. 2000 Jahre alten chinesischen Texten werden bereits über360
dieser "Löcher" und ihre unterschiedlichen Wirkungen
auf den Organismus beschrieben.
Aus neueren
anatomischen Studien wissen wir, daß es sich bei vielen
Akupunkturpunkten tatsächlich um Löcher in der Oberflächenfaszie
des Körpers handelt, die von einer Vielzahl von Nerven und
Gefäßen durchzogen werden. Wissenschaftliche Untersuchungen
haben gezeigt, daß durch Akupunktur die Weiterleitung von
Nervenimpulsen im Rückenmark und die Auschüttung von
Hormonen und anderen Botenstoffen beeinflußt werden können.
Daß durch diese Vorgänge Schmerzen gelindert oder beseitigt
werden können, ist mittlerweile wissenschaftlich erwiesen.
Auch andere Funktionsstörungen des Organismus lassen sich
auf diese Weise beeinflussen.
Außer
den klassischen Akupunkturpunkten, die auf der ganzen Körperoberfläche
verteilt sind, gibt es bestimmte Körperteile wie Ohren, Hände
oder Schädel, an denen sich eine große Anzahl spezieller
Akupunkturpunkte sehr dicht beieinander befinden. Über diese
begrenzten Punktgruppen, die sogenannten Mikrosysteme, kann der
ganze menschliche Organismus mit teilweise recht geringem Aufwand
oft ebenfalls sehr erfolgreich behandelt werden.
Gegenüber
vielen anderen Therapiemethoden sind die Risiken und uner- wünschten
Wirkungen einer fachgerechten Akupunktur sehr gering. Ernsthafte
Zwischenfälle sind nach deutschen Untersuchungen etwa in
einer Größenordnung von 1:100000 zu erwarten.

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In
der Regel liegen Sie zur Behandlung entspannt auf einer breiten
Liege.
Nur wenn es darum geht, Bewegungseinschränkungen oder bewegungs-
abhängige Schmerzen zu behandeln, kann es sinnvoll sein, daß
sie das betroffenen Körperteil im Sitzen, Stehen oder Gehen
bewegen, nachdem eine oder mehrere Nadeln in ein Mikrosystem weit
weg vom Schmerzort eingestochen worden sind.
In allen
Fällen ist es von entscheidender Bedeutung, die genaue Lage
der Punkte durch Betasten zu ermitteln. Erst dann werden dort
0,15 bis 0,4mm dünne Nadeln durch die Haut gestochen, wobei
ein leichter, vorübergehender Stichschmerz auftreten kann.
Bei sehr empfindlichen Personen läßt sich dieser Schmerz
durch die Verwendung eines Führungsröhrchens minimieren,
durch das die Nadel ca. 2mm tief in die Haut geklopft wird und
dort liegen bleibt. In anderen Fällen wird die Nadel etwas
weiter in die Tiefe vorgeschoben, bis sie von der Muskulatur "ergriffen"
und festgehalten wird. Sie spüren dann häufig ein dumpfes,
schweres kribbelndes oder ausstrahlendes Gefühl. Beides ist
ein Zeichen, daß der Punkt richtig getroffen und das Qi
dort "angekommen" ist. Je
nachdem, wie empfindsam Sie sind und wie akut oder chronisch Ihre
Krankheit ist, wird dann die Intensität des Nadelgefühls
verstärkt oder abgeschwächt. In jedem Fall soll es gut
auszuhalten sein, so daß Sie sich, während die Nadeln
liegen und "arbeiten", gut entspannen können.
Nach dem
Setzen der Nadeln kann es sein, daß einige Punkte auch mit
Moxibustion, d.h. der Wärme des brennenden Beifußkrauts
behandelt werden. Dieses wird in der Regel auf einer Scheibe Ingwer
abgebrannt, die so lange auf der Haut liegen bleibt, bis die Wärme
für Sie nicht mehr angenehm ist. Dieser Vorgang wird bei
Bedarf wiederholt, bis die Haut über dem Akupunkturpunkt
eine leichte Rötung zeigt. In bestimmten Fällen werden
auch Nadeln mit Hilfe von brennendem Moxakraut erwärmt.
In
der Regel bleiben die Nadeln 20 Minuten liegen und führen
in dieser Zeit oft zu einer zunehmend tieferen Entspannung. Das
Nadelgefühl kann in ein Fließen und Strömen übergehen,
daß den ganzen Körper erfassen kann. Es ist auch möglich,
daß Sie unter den Nadeln einschlafen. Wenn die Nadeln entfernt
worden sind, sollten Sie auf jeden Fall noch eine Weile ruhen
und den Behandlungs- empfindungen nachspüren. Es empfiehlt
sich, direkt nach der Behandlungen keine körperlichen oder
geistigen Anstrengungen zu unternehmen, um den Behandlungseffekt
möglichst wenig zu stören.
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Die
Akupunktur hat einen sehr großen Anwendungsbereich, wobei
aber im Einzel- fall immer geprüft werden sollte ob eine andere
Therapiemethode nicht größere Erfolgsaussichten bietet
oder diese evtl. mit einer Akupunkturbehandlung kombiniert werden
sollte.
Besonders
wirkungsvoll ist die Akupunktur bei Erkrankungen des Bewegungs-
apparates also der Muskeln, Sehnen, Knochen, Gelenke und der Wirbelsäule.
Besonders akute oder chronische Schmerzzustände lassen sich
in diesem Bereich oft sehr gut beeinflussen.
Auch andere
Schmerzzustände wie Spannungskopfschmerzen, Migräne,
Trigeminusneuralgie, funktionelle Bauchschmerzen oder gynäkologische
Schmerzen lassen sich oft sehr gut mit Akupunktur behandeln. Bei
Lähmungen der Gesichtsnerven oder z.B. nach Schlaganfall
kann ebenfalls ein Therapieversuch mit Akupunktur angezeigt sein.
Erkrankungen
der Atmungsorgane, also chronischer Husten und Schnupfen, Asthma
und Nebenhöhlenentzündungen reagieren oft gut auf Akupunktur,
insbesondere auch dann, wenn sie allergischen Ursprungs sind.
Herz- und
Kreislauferkrankungen können dann mit Akupunktur behandelt
werden, wenn keine dauerhafte Medikamenteneinnahme (wie z.B. bei
hohem Blutdruck oder Herzschwäche) erforderlich ist oder
diese ausgereizt ist, ohne daß die Beschwerden hinreichend
gebessert wären.
Eine Vielzahl
von Funktionsstörungen des Magen-Darm-Traktes reagiert sehr
positiv auf Akupunktur, wobei aber in einer Reihe von Fällen
vorher manifeste Organschäden ausgeschlossen werden müssen.
Bei Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa wird sie oft mit anderen
Behandlungsmethoden kombiniert.
In der Gynäkologie
wird Akupunktur häufig bei Zyklus- und Menstruations- störungen.
prämenstruellem Syndrom, Unfruchtbarkeit oder Wechseljahres-
beschwerden eingesetzt.
Die Akupunktur
hat eine sehr intensive Wirkung auf die Psyche und wird deshalb
oft erfolgreich bei Nervosität, Reizbarkeit, Schlafstörungen,
Konzentrations- schwäche streßabhängigen Beschwerden
und allen Arten von Suchterkrankungen eingesetzt.
Weitere
Indikationen sind Schwindel, Ohrgeräusche
(solange sie noch einen veränderlichen
Charakter haben), Nervenentzündungen, Durchblutungsstörungen
und Blasenentzündungen oder -schwäche.
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